Funktionstasten für das Genie I/II Die Tastatur des TRS-80 und der Genie-Computer besteht aus einem Aggregat von einfachen Tastern, die einen elektrischen Kurzschluß zwischen je acht Leitungen der AK- und der DK-Reihe herstellen (s. Abb. 1). Die Tastaturmatrix ist nur unvollständig besetzt. Wie die Abb. 1 zeigt, gibt es eine Lücke in der Zeile AK3, die von DK3 bis DK7 reicht sowie eine weitere Lücke in der Zeile AK7, wo nur DK0 über die Shifttasten er­ reicht wird (in der Abb. stehen in den Lücken die sechseckigen Symbole für die neuen Tasten). Diese freigebliebenen Kreuzungspunkte können besetzt werden. Ihre Verwendung ist allerdings nicht völlig freigestellt. In der AK3-Zeile liegen beim Genie I die Umlaute, das ß, der Cursor und deren Shiftzeichen, das Genie II hat von DK4-7 seine F-Ta­sten. Nur die Kreuzung AK3/DK3 ist bei diesem Modell frei. Da mir nur ein Genie I zur Verfügung steht, kann ich im folgen­ den auch nur für diese Ma­schine garantieren, daß die vorgeschlagenen Manipulationen ungefährlich sind und einwandfrei funktionieren. Die unbesetzten Punkte der AK7-Zeile stehen jedoch auf allen genannten Typen zur Verfügung. Die Abfrage der Tastatur im ROM geschieht überdies so, daß zusätzliche Tasten in dieser Zeile gar nicht "bemerkt" werden. Gleichwohl hinterlassen sie in dem ihnen zugeordneten Speicherbereich 3880-3BFF ihre Spuren. Wie in jeder anderen AK-Zeile werden auch hier je nach DK-Spalte bestimmte Bits gesetzt, die man mit einem Programm abfragen kann. Und hier liegt eine große Chance: Tasten, nach denen das System überhaupt nicht fragt, nach denen der Anwender aber durchaus fra­gen kann, können für jeden beliebigen Zweck benutzt werden, ohne daß der Computer in irgendeiner Weise beeinträchtigt würde. Es liegt daher nahe, in der AK3-Zeile Tasten mit den deutschen Schriftzeichen und dem Cursor vorzusehen und in der AK7-Zeile Funktionstasten. Der Einbau ist handwerklich denkbar einfach. Man braucht dazu einen Lötkolben, eine kleine Säge, einen mindestens neunpoligen Stecker mit Kupplung, einen Kreuzschlitzschraubendreher und natürlich Tasten. Für die Umlaute usw. hat der Vertreiber des Computers welche vorrätig (eine be­sondere Cursortaste gibt es nicht; man nehme eine unbeschriftete). Als Funktionstasten, für die auf der Platine kein Platz vorgesehen ist, kön­nen beliebige Klingelknöpfe an irdendeiner Stelle auf der Oberseite des Gehäuses eingebaut werden. Die Abb. 2 zeigt als Vorschlag, wie die zu­ sätzlichen Tasten auf meinem Computer angebracht sind (Umlaute usw. über der alten Tastatur, Funktionstasten unter dem Cassettenrecorder - die F­ Taste ganz links entspricht dem normalen Shift). Ebenso ist es kein Problem, geeignete Lötpunkte für die zusätzlichen Tasten zu finden. Für die deutschen Zeichen und den Cursor sind auf der Tastaturplatine bereits Anschlüsse und Bohrungen vorgesehen. Die Abb. 2 zeigt, an welcher Stelle und in welcher Reihenfolge. Der Gehäusedeckel ist dort allerdings der normalen Tastatur angepaßt. Es ist notwendig, mit einer Säge eine passende Aussparung anzubringen. Notfalls bringt das in dem thermoplastischen Material auch der Lötkolben zuwege. Für die F-Tasten der AK7-Zeile ist kein Platz auf der Platine reserviert. Der Bastler muß selbst eine geeignete Stelle finden. Wenn die Tasten wie in Abb. 2 fest mit dem Gehäuseoberteil verbunden sind, muß im Kabel eine Steckverbindung vorgesehen werden, damit der Deckel jederzeit problemlos abgenommen werden kann, ohne daß man Lötverbindungen lösen müßte. Am einfachsten und übersichtlichsten werden die Kabelenden, die von den F-Tasten kommen, direkt mit dem Flachbandkabel von der Tastatur- zur CPU-Platine verlötet. Die kleinen Zahlen in der Abb. 1 bezeichnen die einzelnen Seelen des Kabels in der Reihenfolge von rechts nach links, von oben gesehen. Da man zweckmäßigerweise an der Unterseite der Platine lö­ tet, gilt die Abfolge von links nach rechts. Es empfiehlt sich, alle Leitungen des Flachbandkabels anzuzapfen, um über einen Amphenol-Stecker alle Anschlüsse der Tastaturplatine zugänglich zu machen. So kann ein Joystick oder gar eine komplette zweite Tastatur angeschlossen werden. Der Joystick verbindet AK6 mit DK3-7 (Pfeiltasten und Leertaste). Die hier geschilderten Manipulationen sind nicht schwierig und können den Computer nicht beeinträchtigen. Dennoch ist es bruhigend, mit einem kurzen BASIC-Programm festzustellen, daß alles geklappt hat: 10 A=14464 20 PRINT PEEK(A); 30 IF PEEK(A)=0,30 40 PRINT PEEK(A); 50 IF PEEK(A)>0,50 60 GOTO 20 In der Speicherstelle 14464 (3880h) wird je nach F-Taste ein be­stimmtes Bit gesetzt. Deshalb müssen beim Ablauf des Programms die Werte 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64 und 128 angezeigt werden, wenn eine F-Taste gedrückt wurde, beim Loslassen 0. Bei mehreren gleichzeitig niedergehaltenen Tasten wird jeweils die Summe der betreffenden Einzelcodes angezeigt. Die Funktion der Cursortaste und der deutschen Zeichentasten läßt sich sehr leicht überprüfen, indem man sie einfach drückt. Auf dem Bildschirm müssen dann die entsprechenden Zeichen erscheinen. Da der Computer gerade offen und die Tastatur gelöst ist, kann eine weitere Veränderung vorgenommen werden. Die Tasten Y und Z sind ab Werk der amerikanischen Norm gemäß angeordnet. Es ist sehr einfach, sie der deutschen Norm anzupassen. Dazu müssen die DK-Leitungen auf der Platine durchtrennt und vertauscht werden. Durch Verbinden der je zwei Lötstellen der Tasten unter- einander mit einem losen Kabelstück und Beobachten des Bildschirms unterscheidet man AK3 und DK1/2 nach der Abb. 1. Der Vorteil der Umlauttasten liegt auf der Hand; ihr Nutzen bedarf keiner Erläuterung. Da im Betriebssystem die F-Tasten jedoch nicht be­achtet werden, sind sie nur mit entsprechender Software abzufragen. Das vorgestellte BASIC-Beispiel zeigt eine einfache Möglichkeit. Sich darüber zu freuen, daß in 3880h Werte >1 (Shift) auftauchen, lohnt jedoch nicht unbedingt den Aufwand. Mit ernstzunehmender F-Software ist es aber möglich, z. B. praktisch jede beliebige Folge von Tastatureingaben als vor­ programmierte Funktion per F-Tastendruck abzurufen. Und genau dieses Feature ist die bisher letzte Erweiterung von H­ DOS. Zusätzlich können die Funktionen auch per CTRL-Zifferntaste 1-7 (Shift-Abwärtspfeil-Zifferntaste) ausgegeben werden. Allerdings ist mal wieder der EG 64 MBA erforderlich, um den Anwenderspeicher ab 5200h nicht zu belegen. Im Gegensatz zu einigen existierenden Programmen, die z. B. per Tastendruck einzelne BASIC-Befehle ausgeben, ist hier jedoch auch die Möglichkeit gegeben, sogar NEW LINE zum Bestandteil der Funktion zu ma­chen, also ganze Befehlsfolgen (oder auch nur die Telefonnummer des Klempners) einer F-Taste zuzuordnen. Das ist ungefähr dasselbe wie eine DO-Datei. Die Funktionen werden nach Ihrer Definition in HDOS/SYS (= BOOT/SYS bzw. GDOS/SYS) niedergelegt und bleiben deshalb erhalten, bis sie umdefiniert werden. Aber auch der User, der nur NEWDOS/80 oder G-DOS fährt, kann durch Abfrage der Speicherstelle 14464 (3880h) beliebige Vorgänge in Gang set­zen. Dabei muß darauf geachtet werden, daß das Bit 0 (PEEK(14464)=1) der Shifttaste vorbehalten ist. Demnach sind nur geradzahlige Werte >0 ein Hinweis auf eine gedrückte F-Taste. Arnulf Sopp